Was ist ein Indikator ? Technische Indikatoren für Einsteiger
Indikatoren spielen im Trading eine große Rolle. Die Werkzeuge ermöglichen einen objektiven Blick auf die Marktentwicklung und können konkrete Handelssignale darstellen. Wie funktionieren Indikatoren und welche Vorteile bieten sie gegenüber anderen Werkzeugen? Diese und weitere Fragen rund um technische Indikatoren werden in diesem Beitrag erläutert.
Was ist ein technischer Indikator?
Was genau ist ein technischer Indikator? Diese Frage lässt sich an einem Beispiel am besten erläutern. Ein Anleger möchte eine Trendfolgestrategie umsetzen. Das bedeutet, dass er in aufwärtsgerichtete Märkte investiert. Aber wann ist ein Markt aufwärtsgerichtet? Wann liegt ein Trend vor? Der Anleger könnte nun eine Trendlinie in den Chart einzeichnen. Eine Alternative dazu sind Indikatoren, die Trends anzeigen.
Ein Indikator basiert auf den Kursdaten und leitet daraus bestimmte Werte ab. Diese Werte können eine Aussagekraft im Hinblick auf die zukünftige Kursentwicklung besitzen.
Die 200-Tage-Linie
Ein sehr einfaches und zugleich bekanntes Beispiel für technische Indikatoren ist die 200-Tage-Linie. Dabei handelt es sich um einen einfachen gleitenden Durchschnitt des Kurses der letzten 200 Handelstage.
Ein Beispiel: Am Tag X fließen in den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt des DAX die Kurse der zurückliegenden 199 Handelstage und der aktuelle Kurs des laufenden Handelstags ein. Diese Kurse werden summiert und durch 200 dividiert. Am nächsten Tag wird der neueste Kurs in den Durchschnitt aufgenommen, der älteste Kurs fällt dagegen heraus. Deshalb „gleitet“ der Durchschnitt.
Die 200 Tage Linie ist in fast jedem Chart zu sehen. Sie gilt als sehr aussagekräftig und wird von vielen institutionellen Anlegern berücksichtigt. Die Aussage der Linie: Steigt der Markt von unten über die Linie, liegt ein Kaufsignal vor. Fällt der Markt dagegen von oben unter die Linie, liegt ein Verkaufssignal vor.
Der gleitende Durchschnitt ersetzt eine Trendlinie. Genauer gesagt handelt es sich bei dem gleitenden Durchschnitt um eine Art geglättete Trendlinie. Der Vorteil gegenüber klassischen, in den Chart eingezeichneten Trendlinien liegt in der größeren Objektivität und der einfacheren Umsetzung.
Eine Trendlinie kann ihre Aussage schon bei minimalen Variationen des Anwenders verändern. Diese Variationen können den Beginn der Trendlinie ebenso betreffen wie die Ansatzpunkte an den Tiefs. Viele Anwender verschieben Trendlinien minimal, um die Gültigkeit eines Trends (vor sich selbst) zu beweisen. Solche subjektiven Variationen gibt es bei der 200-Tage-Linie nicht.
Indikatoren liefern konkrete Handelssignale
Technische Indikatoren liefern konkrete Handelssignale. Eine Trendlinie beginnt immer dort, wo der Anwender sie einzeichnet. Die 200 Tage Linie dagegen reicht immer 200 Handelstage in die Vergangenheit zurück. Die Regeln sind dabei klar: Das überkreuzen der Linie gilt als Kauf bzw. Verkaufssignal.
Zu den bekanntesten Indikatoren zählt der MACD (das Kürzel steht für Moving Average Convergence Divergence). Auch dieser Indikator basiert auf gleitenden Durchschnitten (englisch: Moving Average). Dieser Indikator ist in jeder gängigen Handelssoftware enthalten.
Der MACD besteht aus mehreren gleitenden durchschnitten. Es handelt sich dabei um exponentiell gewichtete gleitende Durchschnitte. Das bedeutet, dass jüngere Kurse mit einem großen Gewicht in den Durchschnitt einfließen als ältere Kurse. Im Chart sind zwei Linien zu sehen: Eine schnelle Linie und eine langsame Linie. Die schnelle Linie reagiert schnell auf Kursveränderungen, die langsame Linie reagiert träge auf Richtungswechsel.
Die schnelle Linie wird auch als MACD Linie bezeichnet. Diese Linie ist die Differenz zwischen einem 12- und einem 26-Tage-Durchschnitt. Die langsamere Linie ist die Signallinie. Sie ist ein 9-Tage Durchschnitt der MACD Linie.
Ein Kaufsignal entsteht, wenn die schnellere Linie die langsamere Linie von unten nach oben durchkreuzt. Ein Verkaufssignal entsteht, wenn es umgekehrt ist und die schnelle Linie die langsamere Linie von oben nach oben durchkreuzt.
Was bringt dieser Ansatz? Jeder Trader steht bei der Betrachtung von Kursbewegungen vor einem grundsätzlichen Problem. Es geht darum, relevante, aussagekräftige Kursbewegungen vom allgemeinen „Rauschen“ zu unterscheiden. Grundsätzlich versucht jeder Indikator, dies zu leisten. Dies gilt auch für den MACD.
Durch die mehrfache Glättung von Kursbewegungen sollen unwichtige von wichtigen Bewegungen unterschieden werden. Eine wichtige Bewegung liegt demnach vor, wenn es zum Kreuzen der Linien kommt. Dann liegt objektiv betrachtet eine Kursbewegung vor, die eine größere Dynamik aufweist als die durchschnittlichen Kursbewegungen der vergangenen Wochen.
Die Abbildung unten zeigt einen Chart mit MACD Indikator. Der Indikator ist unterhalb des Charts zu sehen. Die blauen Linien verbinden die Kreuzungspunkte des MACD mit dem Chart. Insgesamt sind sechs Linien zu sehen.
Von links beginnend kam es zunächst einem Überkreuzen von oben nach unten, also einem Verkaufssignal. Wie gut zu sehen ist, fielen die Kurse danach tatsächlich noch ein Stück weiter. Ein Trader, der dem MACD gefolgt wäre, wäre allerdings erst recht spät ausgestiegen.
Bei der zweiten Überkreuzung (diesmal nach oben) sah es sehr viel besser aus. Wer hier eingestiegen wäre, hätte noch erhebliche weitere Kursgewinne mitnehmen können.
MACD als Indikator in der technischen Chartanalyse Quelle: Tradesignalonline
Die dritte Überkreuzung (nun wieder von oben nach unten) war ein Flop: Sie erfolgte nahezu am Tiefpunkt. Die vierte Überkreuzung hätte ebenfalls keinen Gewinn beschert, da der Indikator bereits kurz danach wieder ein gegenläufiges Signal generiert hätte. Nach diesem Signal ging es jedoch tatsächlich erheblich abwärts. Die sechste Linie zeigte abermals ein Kaufsignal, das wiederum sehr spät kam, aber noch vor einer weiteren Aufwärtsbewegung erschien.
Das Ergebnis ist durchwachsen: Ein einzelner Indikator allein liefert nicht die Grundlage für große Handelserfolge. Jeder Indikator ist mit einem Zielkonflikt verbunden. In der Abbildung oben ist dies gut zu sehen: Sehr oft reagiert der Indikator sehr spät. Kaufsignale kamen erst, nachdem der Markt weiter gestiegen war, Verkaufssignale traten erst nach längeren Abwärtsbewegungen auf.
Eine Möglichkeit bestünde darin, den Indikator sensibler zu gestalten und zum Beispiel kürzere Zeiträume zu verwenden. Dann würden die Linien sich schneller bewegen und auch schneller Signale generieren. Dann aber wäre genau das zu beobachten, was bei der vierten und fünften Linie zu beobachten ist: Es kommt zu Reaktionen, die kurz danach durch ein gegenläufiges Signal widerrufen werden. Der Indikator reagiert dann schneller, filtert aber zu wenig „Rauschen“ heraus. Der Zielkonflikt – weniger Rauschen nur gegen spätere Signale – gilt letztlich für jeden Indikator.
Wer mit Indikatoren erfolgreich handeln möchte, muss mehrere verwenden und diese aufeinander abstimmen. Viele automatisierte Handelssysteme basieren auf einem Set an verschiedenen Indikatoren.
Sehr häufig werden dabei nicht die in der Literatur empfohlen Standardeinstellungen (zum Beispiel 12- und 26-Tage Durchschnitt beim MACD) verwendet. In Chartingsoftware lassen sich die Parameter individuell einstellen.
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