Die Coronakrise hat die Märkte fest im Griff. Die Kurse haben teils historische Abstürze erlebt. Die hohe Volatilität bietet Anlegern und Tradern jedoch auch Chancen. Wer in diesen Zeiten mit CFDs handelt, sollte sich mit den Gesetzmäßigkeiten der Unsicherheit vertraut machen.
CFD Trading und Coronakrise: Was Trader wissen müssen
Chance: Der Markt schwankt stark
Die Märkte schwanken derzeit stark. DAX, Dow Jones und Co. haben rund 40 % verloren. Sogar der vermeintlich sichere Hafen Gold geriet zeitweise unter Druck. Ist Bitcoin das neue Gold? Die Coronakrise scheint die Frage beantwortet zu haben: Die Kryptowährung verlor zwischenzeitlich bis zu 50 % an Wert und eignet sich damit kaum als sicherer Hafen.
Ob die Märkte die absoluten Tiefs bereits gesehen haben oder ob es noch weiter nach unten geht, ist ungewiss. Klar ist jedoch: Die starken Schwankungen wie bieten Tradern Chancen. Trader können Intraday Kursschwankungen ausnutzen und hohe Gewinne erzielen. Auch Positionstrader können jetzt möglicherweise zu historisch günstigen Kursen einsteigen. Wer zum Beispiel mit einer Normalisierung der Ölpreise rechnet, sieht bei den aktuellen Kursen ein Verdopplungspotenzial.
Chance: Die Kurse haben Potenzial nach oben
Vor allem langfristig scheinen fast alle Märkte Potenzial nach oben zu besitzen. CFD Trader können sich längerfristig positionieren und zum Beispiel Engagements in DAX, Dow Jones und Gold aufbauen. Sollte die Coronakrise relativ rasch vorüber sein und eine wirtschaftliche Normalisierung einsetzen, dürften die Kurse erheblich steigen. Damit rechnen jedenfalls die meisten Ökonomen.
Sicher ist dies jedoch nicht. Es gibt auch deutlich pessimistischere Szenarien. Das Bruttoinlandsprodukt großer Volkswirtschaften wie Deutschland und den USA könnte je nach Verlauf um bis zu 20 % schrumpfen. Möglicherweise gelingt es nicht, nach dem Ende der Krisenmaßnahmen sofort eine Normalisierung herbeizuführen. Im schlimmsten Fall bleibt die gesamtwirtschaftliche Produktion in allen Industrienationen deutlich unter den Vorkrisenniveau zurück.
Es gilt also: Prognosen sind ungewiss, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Wer investiert, sollte sich der Risiken bewusst sein. Klar ist aber auch, dass die immense Dynamik Chancen mit sich bringt.
Wer diese nutzen möchte, kann auf CFDs setzen. In turbulenten Zeiten sollten Trader dabei einige Besonderheiten beachten. Diese betreffen zum Beispiel die Spreads, die Marginanforderungen, aber auch ganz spezielle Risiken fernab der Marktentwicklung.
Risiko: Broker können Marginanforderungen erhöhen
In unruhigen Zeiten erhöhen viele CFD Broker ihre Marginanforderungen. Die Initial Margin fällt dann höher aus. Bislang sind solche Maßnahmen nur vereinzelt zu beobachten. Dies liegt daran, dass die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA die maximalen Hebel vor einigen Jahren ohnehin stark begrenzt hat. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass einzelne Broker ihre Marginanforderungen sehr kurzfristig erhöhen. Dann steht möglicherweise nicht genügend Geld auf dem Konto zur Verfügung, um Positionen aufrechtzuerhalten. Es kann zu einer zwangsweisen Schließung der Position und zur Realisierung von Verlusten kommen.
Risiko: Ausweitung der Spreads
Viele Broker weiten in turbulenten Handelssitzungen die Spreads aus. Statt 1,0 Punkte im DAX werden häufig 2,0 Punkte und mehr fällig. Auch im Dow Jones, dem S&P 500 und anderen wichtigen Indices sind solche Ausweitungen der Spreads zu beobachten. Dadurch steigen die Kosten ganz besonders für der Trader mit vielen Transaktionen.
Eine plötzliche Ausweitung der Spreads kann im schlimmsten Fall zur Auslösung von Stop Loss Orders führen. Wer mit sehr engen SL Orders arbeitet, ist auf stabile Spreads angewiesen. Allerdings sind Strategien mit sehr engen Verlustbegrenzungen derzeit ohnehin schwer umzusetzen.
Risiko: Kurslücken (Gaps)
Durch die hohe Volatilität kann es zu Kurslücken kommen. Dadurch können Verluste größer ausfallen, als ein Stop Loss eigentlich erlaubt. Der Grund: Ein Stop Loss Limit löst bei Erreichen eines bestimmten Kurses eine (zumeist unlimitierte) Verkaufsorder aus. Die Position wird zum nächstmöglichen Kurs glattgestellt. Liegt der nächstmögliche Kurs weit vom eigentlich geplanten Kurs entfernt, fallen auch die Verluste größer aus.
Im schlimmsten Fall ist dadurch das gesamte Guthaben eines Kunden betroffen. Zu Nachschusspflichten und Verlusten über das Guthaben hinaus kann es bei deutschen Brokern bzw. CFD Broker mit Sitz in der EU nicht kommen. Nachschusspflichten wurden für Konten von Privatanlegern durch die ESMA untersagt.
Größere Kurslücken können in volatilen Zeiten auch während eines Handelstages auftreten. Besonders groß ist das Risiko jedoch bei Positionen über Nacht und über ein Wochenende. Trader sollten bedenken, dass viele CFDs auf Terminkontrakten basieren. Dies gilt ganz besonders im Rohstoffbereich. Hier kann es bei starken Kursveränderungen zu einer längerfristigen Aussetzung des Handels kommen. Dann lassen sich Positionen womöglich nur mit sehr hohen Verlusten glattstellen.
Risiko: Nachschusspflichten bei Offshore Brokern
Als Reaktion auf die verstärkte Regulierung der EU haben manche Trader Konten bei Offshorebrokern eröffnet. Häufig handelt es sich um Niederlassungen bekannter Broker an weniger stark regulierten Standorten. Ein Beispiel dafür sind etwa die Cayman Islands.
Ein wichtiger Vorteil der Offshorebroker: Die strengen Regulierungen der ESMA in Bezug auf maximale Hebel gelten nicht. Im Gegenzug gibt es jedoch einige zusätzliche Risiken. Der Ausschluss von Nachschusspflichten gilt für Offshorebroker nicht. Die Verluste sind theoretisch unbegrenzt.
Risiko: CFD Broker können insolvent werden
Wer sich noch an den „Franken Schock“ erinnert, ist im Vorteil. Damals hatte eine Entscheidung der schweizerischen Notenbank SNB zu extremen Kursveränderungen im EUR/CHF geführt. Eine der Konsequenzen: Einzelne CFD Broker wurden plötzlich insolvent. Solche Szenarien sind auch in der aktuellen Situation nicht gänzlich ausgeschlossen.
Anleger sollten deshalb einen Blick auf die Stabilität des Brokers werfen. Ideal sind Broker, die selbst nicht im Markt investiert sind. Ansonsten gilt: Eine solide Einlagensicherung auch für Forderungen aus offenen Geschäften ist ein Vorteil. Die generelle Einlagensicherung für Einlagen auf Bankkonten gilt nicht zwingend für Geld, das in offenen Geschäften gebunden ist. Hier gilt (zum Beispiel bei deutschen und zypriotischen Brokern) eine Entschädigung von 90 % bis 20.000 EUR. Die reguläre gesetzliche Einlagensicherung liegt in Deutschland dagegen bei 100.000 EUR.
Welche Informationen bewegen die Märkte in der Krise?
Wer in diesen Zeiten handelt, sollte einen Blick auf die Befindlichkeiten des Marktes werfen. Welche Informationen bewegen die Märkte derzeit?
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Gewaltige Interventionen von Regierungen und Notenbanken haben allenfalls sehr kurzfristig Einfluss auf die Kurse gehabt. Neue Zahlen zu durch Corona infizierten Personen und zu Todesfällen gelangen laufend an die Öffentlichkeit. Auch diese Zahlen scheinen jedoch (zumindest jede einzelne Zahl für sich genommen) die Märkte nicht zu bewegen.
Es ist derzeit schwer zu kalkulieren, welche Szenarien die Marktteilnehmer eingepreist haben. Vieles spricht dafür, dass mit wesentlichen Schritten hin zu Normalisierung spätestens Ende April gerechnet wird. Sollten diese Schritte nicht eintreten, könnte sich die Lage zusätzlich verschärfen.
Derzeit ist nicht ganz sicher, welche Informationen die Märkte zu einer Normalisierung (vom aktuellen Kursniveau aus gesehen also zu einem deutlichen Anstieg) bewegen könnte. Mutmaßlich geht eine Normalisierung der Kurse mit einer Normalisierung der wirtschaftlichen Lage einher. Hier müssten also Tendenzen zur Lockerung von Einschränkungen erkennbar sein.
Handeln in turbulenten Märkten: So kann es gehen
Wer in turbulenten Märkten handeln möchte, sollte einige Dinge beachten.
Regel I: Korrelationen beachten
Diese Regel ist indirekt verwandt mit der Positionsgrößenbestimmung. Die Regel gilt in allen Marktphasen, in volatilen Zeiten jedoch besonders. Wenn beispielsweise S&P 500, Dow Jones und WTI US Öl einen Korrelationskoeffizienten nahe +1 aufweisen, müssen Trader dies berücksichtigen. Wer in allen drei Positionen eine Longposition eröffnet, handelt im Bezug auf Chancen und Risiken mit dem dreifachen Volumen.
Regel II: Nur Intraday handeln
Über Nacht und über Wochenenden kann es zu erheblichen Kurslücken kommen. Trader sollten Positionen deshalb vor Handelsschluss schließen und ausschließlich Intraday handeln. Dann entfallen zusätzliche Finanzierungskosten – ein angenehmer Nebeneffekt.
Regel III: Nie ohne Stop Loss
Trader sollten generell nie ohne Stop Loss handeln. In diesen Zeiten gilt dies besonders. Jede Order sollte mit einer Absicherung aufgegeben werden. Der maximale Verlust pro Trade sollte dabei ein angemessenes Maß nicht übersteigen. Im Zweifel ist es besser, die Positionsgröße zu verringern und dafür ein klein wenig mehr Spielraum beim Stop Loss zu lassen. Ansonsten besteht in volatilen Handelssitzungen die Gefahr, ständig ausgestoppt zu werden.
Trendlinien? Fibonacci Retracements? Welche Instrumente helfen jetzt?
Gibt es in volatilen Märkten besonders effektive Werkzeuge? Grundsätzlich gelten dieselben Regeln für Technische Analysen wie immer.
Daytrader Arbeit zumeist mit 5- oder 15-Minuten-Charts. Wie immer gilt auch in volatilen Märkten, dass zusätzlich eine Einordnung des Kursverlaufs im Tages- und Wochenchart erfolgen sollte.
Auch in bewegten Märkten bilden Kursbewegungen immer wieder bestimmte Muster wie Trends, Widerstand & Unterstützung, Trading Ranges etc. Intradaybasierte Trendfolge- und Ausbruchstrategien eignen sich deshalb auch in solchen Marktphasen grundsätzlich.
Wer einen kurzfristigen, aussagekräftigen Trend findet, kann diesen handeln. Dann gelten dieselben Regeln wie bei jeder Trendfolgestrategie. Das bedeutet: Ausstieg aus dem Markt beim Bruch der Trendlinie und gegebenenfalls Gewinnmitnahmen im oberen Bereich des Trendkanals.
CFDs bieten Vorteile gegenüber Optionen
Insgesamt eignen sich CFDs gut für den Handel in unruhigen Zeiten. Insbesondere eignen sich Differenzkontrakte für Trader sehr viel besser als Optionen bzw. Optionsscheine. Der Grund: Der Wert einer Option hängt von verschiedenen Variablen ab. Eine davon ist die Marktvolatilität. In volatilen Zeiten steigen die Optionsprämien rasant an. Wer heute eine Call Option kauft, kann trotz steigender Märkte Verluste erleiden. Damit ist zu rechnen, wenn zwischenzeitlich die Schwankungsintensität der Märkte zurückgeht. CFDs sind gegen dieses Risiko immun – die Marktvolatilität spielt für den Preis keine Rolle.