Trendfolgestrategien gelten als einfach umsetzbar und erfolgversprechend. Warum nicht also damit beginnen? Dieser Beitrag erläutert, wie eine Trendfolgestrategie funktioniert und worauf es bei der Umsetzung ankommt.
Was ist eine Trendfolgestrategie? Anleitung für Einsteiger
Was sind Trendfolgestrategien?
Eine Trendfolgestrategie sieht vor, bestehende Trends im Markt zu identifizieren und ihnen zu folgen. Die Trendfolgestrategie basiert auf einer wesentlichen Prämisse der Technischen Analyse. Diese besagt, dass ein einmal bestehender Trend sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit fortsetzt, als dass es zu einem Ende des Trends kommt.
Aufgabe I: Identifiziere einen Aufwärtstrend
Die erste Aufgabe bei der Umsetzung einer Trendfolgestrategie besteht darin, einen laufenden Trend zu identifizieren. Ein Aufwärtstrend ist per definitionem eine Folge höherer Hochs und Tiefs. Ein Beispiel für einen Aufwärtstrend ist in der Abbildung unten zu sehen. Der Chart zeigt den MDAX.
Der MDAX bewegte sich von Herbst 2016 bis ins Frühjahr 2018 in einem langfristigen Aufwärtstrend. Dieser Trend führte den Markt von 17.500 bis auf 27500 Punkte. Dies verdeutlicht eindrucksvoll, welches Potenzial in der Trendfolgestrategie steckt.
Doch wie wird dieser Trend identifiziert? Wann wäre ein Trader mit einer Trendfolgestrategie in diesen Markt eingestiegen? Wann genau der Einstieg erfolgt wäre, hängt von der Ausrichtung ab. Aggressive Trader wären im Sommer 2016, defensive Trader erst rund ein halbes Jahr später eingestiegen.
Notwendige Bedingung für das Vorliegen eines Aufwärtstrends ist eine Trendlinie. Eine Trendlinie ist eine Gerade und verbindet somit mindestens zwei Punkte. Je mehr Punkte eine Trendlinie miteinander verbindet, desto signifikanter ist der Trend.
Aufgabe II: Warte auf den richtigen Einstiegszeitpunkt
Bei Trendfolgestrategien wird in Richtung des vorherrschenden Trends gehandelt. Dennoch sollte nicht sofort eine Position in jedem Markt eröffnet werden, indem ein signifikanter Trend identifiziert wurde. Besser ist es, auf geeignete Einstiegszeitpunkte zu warten.
Auch innerhalb eines Aufwärtstrends gibt es immer wieder erhebliche Korrekturen. Im Idealfall lässt sich deshalb die Aufwärtsbewegung weitgehend durch einen Trendkanal erfassen. Ein guter Einstiegszeitpunkt besteht in Aufwärtstrends, wenn der Kurs sich nahe an der unteren Linie des Trendkanals bewegt.
Bewegt sich der Kurs in der Nähe der oberen Linie des Trendkanals, ist dies nicht zwingend ein Signal für den (kurzzeitigen) Ausstieg. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur. Langfristig orientierte Anleger können solche Korrekturen aussitzen. Kurzfristig orientierte Trader (und erst recht jene, die mit großem Hebel arbeiten) können dies nicht. Deshalb kann es Sinn machen, im oberen Bereich eines Trendkanals auszusteigen. Der Ausstieg sollte erfolgen, wenn weitere Signale für eine Korrektur vorliegen wie zum Beispiel Kurslücken nach unten, Umkehrformationen, starke Widerstände etc.
Aufgabe III: Handle in Richtung des Trends
Wurde ein signifikanter Trend einmal identifiziert, kann er prinzipiell solange gehandelt werden, bis es zum Trendbruch kommt. CFD Trader werden versuchen, Korrekturen auszusparen. Im Handel mit gehebelten CFDs gibt es zudem die Finanzierungskosten zu berücksichtigen. Sehr langsam verlaufende Trends können durch die regelmäßig belasteten Sollzinsen zu einem Verlustgeschäft werden.
Aufgabe IV: Steige zur richtigen Zeit aus
Der Ausstieg aus einem Trend sollte spätestens dann erfolgen, wenn der Trend bricht. Dies ist der Fall, wenn der Trend seine Trendlinie nachhaltig unterschreitet. Ein nachhaltiges Unterschreiten erfordert mindestens einen Schlusskurs außerhalb des Trends. Viele Technische Analysten verlangen beim mittelfristigen Positionstrading sogar, dass mindestens ein Wochenschlusskurs unterhalb der Trendlinie liegt. Im CFD Handel kann es sich anbieten, bei einem sich möglicherweise ankündigenden Trendbruch frühzeitig die Position glattzustellen. Erweist sich die Konstellation schließlich als Fehlausbruch, kann die Position wieder geöffnet werden. Diese Vorgehensweise ist vor allem für CFD Trader mit sehr enger Verlustbegrenzung in der Praxis häufig notwendig.
Die Macht der 200-Tage-Linie
Gleitende Durchschnitte sind geglättete Trendlinien. Demensprechend kommen sie auch bei Trendfolgestrategien zum Einsatz. Von besonderer Bedeutung ist – das jedenfalls behaupten viele Börsianer – die 200-Tage-Linie. Dabei handelt es sich um einen einfachen gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Handelstage. In der Tat orientieren sich viele institutionelle Investoren an dieser Linie. Überschreitet der Markt die Linie von unten nach oben, gilt dies als Kaufsignal vice versa.
Die Abbildung unten zeigt den Kursverlauf des DAX von Anfang 2016 bis April 2019. Der Markt kreuzt die Linie mehrere Male. Tatsächlich kommt es nach mehreren Kreuzungen zu Kursbewegungen von einigen hundert bis zu mehr als 2000 Punkten.
Trends glätten mit Wochenchart
In der Literatur wird häufig empfohlen, eine Bestätigung von charttechnischen Ereignissen auf der nächsthöheren Zeitebene einzuholen. Wer Tagescharts verwendet und einen Trendbruch sieht, sollte somit einen Wochenchart abwarten, auf dem dieser Trendbruch auch erscheint.
Der Grund liegt in der besonderen Aussagekraft von Wochencharts. In einen Wochenchart fließt der jeweils letzten Kurs einer Handelswoche ein. Der letzte Kurs einer Handelswoche ist der Kurs, zu dem sich die Marktteilnehmer ins Wochenende verabschieden. Wurden während der Woche erlittene Kursverluste am Ende der Woche noch ausgeglichen, ist dies ein tendenziell bullishes Signal. Kommt es gegen Ende der Woche zu besonders auffälligen Kursverlusten, deutet dies eher auf ausgeprägte Befürchtungen der Marktteilnehmer hin.